Beim „Kaffeeklatsch der Kulturen“ lernte ich Teresa Neuhaus kennen. Eine junge und engagierte Frau, die sich sehr für die ehrenamtliche Flüchtlingshilfe in Olpe interessiert und dort aktuell ein freiwilliges soziales Jahr absolviert.Ein paar Wochen später stellte sie den Kontakt zu unserem Verein her und lud uns im Namen ihrer Kursleiterinnen Frau Barbara Sandfort und Frau Teresa Erlenkötter ein, am Werkstattgespräch im Josef Gockeln Haus unsere Arbeit vorzustellen und an der anschließenden Diskussion teilzunehmen.

Vorab – ich habe gestern 3 anregende  Stunden mit rund 40 Jugendlichen, die ein freiwilliges soziales Jahr absolvieren, verbracht und bin sehr angenehm überrascht worden.

Ein Ehepaar aus Rheda-Wiedenbrück mit einem jungen syrischen Asylbewerber war ebenfalls geladen um von den eigenen Erfahrungen in der Flüchtlingshilfe zu berichten. Wie schön ist es doch, wenn man zu einem Gespräch kommt und nach 5 Minuten bereits merkt, dass man das Konzept was man sich im Kopf vorbereitet hat, völlig über Bord werfen kann.

Warum?

Diese Jugendlichen wollten keine langatmige Präsentation oder Diskussionen über politische Verfehlungen der Bundesregierung, sie wollten einen Austausch rund um den Menschen – hinter dem Flüchtling.

Nachdem ich in aller Kürze, die ehrenamtliche Initiative „Willkommen in Olpe“ präsentiert hatte, die Flüchtlingshelfer aus Rheda ihre Arbeit und Motivation vorgestellt hatten, teilten wir uns in zwei Gruppen auf, um in die Details zu gehen.Die anschließende Diskussion, jeweils 2 mal 45 Minuten, in beiden Gruppen, hat bewiesen, dass unsere Jugendlichen sich sehr intensiv und differenziert mit der Thematik beschäftigen.

Die wichtigsten Fragen:

  • Ist ein Wirtschaftsflüchtling ein Flüchtling 2. Klasse?
  • Können wir alle integrieren?
  • Wollen sich alle integrieren?
  • Was ist Ihre schönste Erfahrung mit Flüchtlingen?
  • Welche negativen Erfahrungen haben Sie gemacht?
  • Warum werden Flüchtlingsheime eingezäunt?
  • Welche Wünsche und Bedürfnisse hat ein Flüchtling?
  • Wovor haben wir Angst?
  • Welches Frauenbild herrscht in welchen Kulturen?
  • Ist die Flüchtlingskrise ein Nährboden für Nationalsozialismus?
  • Wie und wo kann man mit Flüchtlingen zusammen kommen?
  • Was passiert mit kriminellen Flüchtlingen?
  • Wer entscheidet über sichere und unsichere Herkunftsländer?

Die wichtigsten Erkenntnisse:

  • Es gibt in jeder Kultur schlechte Menschen; auch in unserer.
  • Wir haben die humanitäre und christliche Pflicht zu helfen.
  • Wir dürfen jedoch unsere eigene Kultur und unsere eigenen Werte nicht verleugnen.
  • Integration kann nur funktionieren, wenn man die Asylbewerber nicht
    an den Rand der Gesellschaft schiebt.
  • Ängste kann man nur abbauen, wenn man sich begegnet.
  • Die Flüchtlingssituation birgt Chancen für den Arbeitsmarkt und für den demographischen Wandel.
  • Die Herausforderung ist trotzdem enorm und kann nur gemeinsam gemeistert werden.
  • Wir haben keine Angst vor Islamisierung, sondern vor Terror.
  • Wir sind eine starke Demokratie, die aus der Geschichte gelernt hat, trotzdem ist die Gefahr,
    die von Rechts kommt nicht zu ignorieren. Man muss ihr entgegen treten.

 

Ich bin davon überzeugt, dass wir von diesen jungen Menschen noch viel hören werden. Sie beschönigen nichts, sie stellen sich der Herausforderung und sie unterstreichen, dass es nicht um Hilfe sondern um Begegnung geht. Sie haben Projektideen und begeistern sich für Willkommenskultur. Aber vor allem sehen sie „den Flüchtling“ als Menschen und nicht als „Übel“.